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Größe findet ihren Lohn ... und fordert ihren schrecklichen Preis.
Primero Xavier Harkonnen,
letzte Diktajournal-Notiz
Im Verlauf seiner außerordentlich langen militärischen Karriere hatte Oberkommandierender Vorian Atreides vieles gesehen, aber selten eine schönere Welt als Caladan besucht. Für ihn glich diese Wasserwelt einer mit Andenken gefüllten Schatzkammer, einem Traum vom »normalen« Leben – einem Dasein ohne die Maschinen, ohne den Krieg.
Überall auf Caladan stieß Vorian auf Erinnerungen an die goldenen Zeiten, die er hier mit Leronica Tergiet verlebt hatte. Sie war die Mutter seiner Zwillingssöhne, die Frau, die über sieben Jahrzehnte lang seine Geliebte und Gefährtin gewesen war, obwohl sie nie offiziell geheiratet hatten.
Leronica weilte in ihrem gemeinsamen Heim auf Salusa Secundus. Obwohl sie inzwischen Anfang neunzig war, liebte er sie mehr als je zuvor. Um sich länger an die Jugend klammern zu können, hätte sie regelmäßig Dosen der verjüngenden Gewürz-Melange nehmen können, die unter den reichen Edlen sehr beliebt geworden war, aber sie sah darin eine künstliche Krücke und lehnte es ab. So etwas entsprach ganz ihrem Charakter.
In schroffem Gegensatz dazu sah Vorian aufgrund der Unsterblichkeitsbehandlung, die sein Cymek-Vater ihm aufgenötigt hatte, noch immer wie ein junger Mann aus, vielleicht wie ihr Enkel. Um sich ihr ein wenig anzupassen, färbte sich Vorian in gewissen Abständen graue Strähnen ins Haar. Er wünschte, er hätte Leronica auf den Flug zu diesem Planeten mitgenommen, auf dem sie sich kennen gelernt hatten.
Nun saß Vorian mit seinem fähigen jungen Adjutanten Abulurd Butler zusammen, dem jüngsten Sohn von Quentin Vigar und Wandra Butler, und schaute aufs Meer hinaus, sah die Kutter mit ihrer Beute aus Tang und fettem Butterfisch zurückkehren. Gleichzeitig war Abulurd der Enkel von Vorians engstem Freund ... Doch Xavier Harkonnens Name wurde heutzutage kaum noch ausgesprochen, nachdem man ihn unwiderruflich zum Feigling und Verräter an der Menschheit abgestempelt hatte. Der Gedanke an diese Ungerechtigkeit, die im Wesentlichen auf den Automatismen der Legendenbildung beruhte, lastete nach wie vor als Bürde auf Vorian, ändern konnte er daran jedoch nichts. Inzwischen waren beinahe sechzig Jahre verstrichen.
Er und Abulurd hatten sich an einen Tisch in einem neuen Suspensorrestaurant gesetzt, das sich langsam entlang der caladanischen Küste bewegte und einen ständig wechselnden Ausblick auf das Meer und das Ufer bot. Ihre Dienstmützen lagen auf einem breiten Fenstersims. Unmittelbar vor der Küste brandeten Wogen gegen große Klippen, und die Gischt, die an ihnen hinabrann, sah wie weiße Spitze aus. Die Sonne des Spätnachmittags schimmerte auf den Wellen.
In ihren grün-karmesinroten Uniformen beobachteten die beiden Männer die Flut und tranken Wein, genossen eine kurze Erholungspause vom endlosen Djihad. Vorian trug die Uniform lässig, ohne all die lästigen Orden, während Abulurd mustergültig nach Vorschrift aussah. Genau wie sein Großvater.
Vorian hatte den jungen Mann unter seine Fittiche genommen, auf ihn Acht gegeben und ihn gefördert. Seine Mutter – Xaviers jüngste Tochter – hatte Abulurd nie kennen gelernt, da sie bei seiner Geburt eine schwere Apoplexie erlitten hatte und dadurch in eine Katatonie verfallen war. Jetzt hatte er sich, kaum dass er achtzehn geworden war, der Djihad-Armee angeschlossen. Sein Vater und seine Brüder hatten sich im Kriegsdienst bewährt und zahlreiche Orden erhalten. Es war zu erwarten, dass auch Quentin Vigars Jüngster sich beizeiten glanzvoll auszeichnete.
Um dem Makel des Namens Harkonnen zu entgehen, hatte Abulurds Vater den Familiennamen der mütterlichen Seite übernommen, voller Stolz das Erbe Serena Butlers angetreten. Seit er vor zweiundvierzig Jahren in deren berühmte Familie eingeheiratet hatte, war der Kriegsheld Quentin sich der Ironie des Namens stets bewusst geblieben. »Früher war ein Butler ein serviler Bediensteter, der ohne Widerrede die Weisungen seines Herrn ausführte. Aber jetzt verkünde ich ein neues Familienmotto: ›Wir Butlers sind niemandes Diener.‹« Seine zwei älteren Söhne, Faykan und Rikov, hatten sich, als sie ihr junges Leben dem Kampf im Djihad verschrieben, an diese Devise gehalten.
Wie viel Geschichte doch in einem Namen steckt, dachte Vorian. Und wie befrachtet er ist.
Er atmete tief durch und ließ den Blick durchs Restaurant schweifen. An einer Wand hing eine Fahne mit Abbildungen der Drei Märtyrer: Serena Butler, ihr unschuldiges Kind Manion und der Große Patriarch Ginjo. Angesichts eines so erbarmungslosen Gegners wie der Denkmaschinen suchten die Menschen Heil bei Gott oder seinen Stellvertretern. Wie bei jeder quasi-religiösen Bewegung gab es auch unter den Märtyrer-Jüngern fanatische Randgruppen, die sich zu Ehren des gefallenen Trios strengen Praktiken unterzogen.
Vor selbst hing keinen solchen Auffassungen an, weil er es vorzog, auf militärische Mittel zu bauen, um Omnius zu vernichten. Aber die menschliche Natur, einschließlich des Fanatismus, hatte durchaus Einfluss auf seine Planung. Selbst Bevölkerungen, die nicht im Namen der Liga kämpfen wollten, waren in der Lage, sich zornig maschinellen Feinden entgegenzuwerfen, wenn man sie dazu aufforderte, es im Namen Serenas oder ihres Kindes zu tun. Doch obgleich die Märtyrer-Jünger der Sache des Djihad sehr wohl behilflich sein konnten, standen sie ihr ebenso häufig im Weg ...
Vorian wahrte weiter sein langes Schweigen und faltete die Hände, während er sich im Restaurant umblickte. Trotz der kürzlich ergänzten Suspensorapparaturen sah das Restaurant im Großen und Ganzen noch genauso aus wie vor etlichen Jahrzehnten. Vorian hatte es gut im Gedächtnis behalten. Die in klassischem Stil gefertigten Stühle mochten durchaus noch dieselben sein, aber falls es sich so verhielt, hatte man immerhin die abgewetzte Polsterung erneuert.
Während er still von seinem Wein nippte, entsann sich Vorian einer Kellnerin, die früher hier gearbeitet hatte, eine junge Immigrantin, die seine Truppen von der Peridot-Kolonie gerettet hatten. Ihre gesamte Familie war umgekommen, als Denkmaschinen jedes von Menschenhand geschaffene Bauwerk des Planeten dem Erdboden gleich gemacht hatten, und danach hatte sie einen von Vorian persönlich überreichten Überlebendenorden getragen. Er hoffte, dass sie sich auf Caladan ein gutes Leben gestaltet hatte. Es war schon so lange her ... wahrscheinlich war sie bereits tot oder eine alte Matrone mit einer Schar von Enkelkindern.
Im Laufe der Jahre war Vorian viele Male auf Caladan gewesen, vordergründig zu dem Zweck, um den Lauschposten und die Beobachtungsstation zu inspizieren, die seine Untergebenen vor fast sieben Jahrzehnten errichtet hatten. Noch heute suchte er die Wasserwelt auf, wann es nur ging, um sie im Auge zu behalten.
Im Glauben, damit etwas Gutes zu bewirken, hatte Vorian schon vor langem, als Estes und Kagin noch Kinder waren, Leronica und seine Söhne in die Liga-Hauptstadt umziehen lassen; inmitten all der Wunder war ihre Mutter aufgeblüht, aber die Zwillinge hatten sich dort nie richtig wohl gefühlt. Später hatten Vorians Jungen ... Jungen? Beide waren inzwischen Mitte sechzig! Jedenfalls hatten sie beschlossen, nach Caladan zurückzukehren, weil sie sich mit der Betriebsamkeit auf Salusa Secundus, der Liga-Politik und der Djihad-Armee nie hatten anfreunden können. Infolge seiner zahlreichen militärischen Unternehmungen war Vorian selten zu Hause gewesen, und als die Zwillinge volljährig wurden, hatten sie sich auf der Wasserwelt niedergelassen, um ein eigenes Heim zu gründen, selber Nachwuchs zu zeugen ... mittlerweile hatten sie sogar Enkel.
Nach so langer Zeit und wegen des nur unregelmäßigen Kontakts waren Estes und Kagin für ihn buchstäblich Fremde. Als tags zuvor Vorians Militärabordnung eingetroffen war, hatte er sich beeilt, sie zu besuchen – und feststellen müssen, dass sie in der Vorwoche nach Salusa abgereist waren, um ihrer alten Mutter einen Besuch abzustatten. Er hatte nichts davon gewusst. Wieder war eine Gelegenheit verpasst worden.
Allerdings war keine der in den vergangenen Jahren erfolgten Zusammenkünfte allzu erfreulich abgelaufen. Jedes Mal hatten sich die Zwillinge als zuvorkommende Gastgeber erwiesen und sich mit ihrem Vater zu einem kurzen Abendessen zusammengesetzt, aber offensichtlich nicht recht gewusst, worüber sie mit ihm reden sollten. Bald hatten sich Estes und Kagin auf andere Pflichten berufen. Verlegen hatte Vorian ihnen die Hand geschüttelt und ihnen alles Gute gewünscht, ehe er sich wieder seinen militärischen Aufgaben widmete ...
»Sie denken an die Vergangenheit, nicht wahr, Sir?« Abulurd war lange schweigsam geblieben und hatte seinem Oberkommandierenden lediglich stumme Aufmerksamkeit gezollt, schließlich jedoch die Geduld verloren.
»Ich kann nicht anders. Vielleicht sehe ich nicht so aus, aber vergessen Sie nicht, dass ich ein alter Mann bin.« Vorian runzelte die Stirn, während er einen Schluck Zincal trank, den beliebtesten caladanischen Wein. Bei seinem ersten Aufenthalt auf Caladan hatte er in der Hafenschenke, deren Inhaber Leronica und ihr Vater gewesen waren, nur ein bitteres Tang-Starkbier getrunken ...
»Die Vergangenheit ist bedeutsam, Abulurd ... und ebenso die Wahrheit.« Vorian wandte sich vom Panorama des Ozeans ab und seinem Adjutanten zu. »Ich wollte es Ihnen schon immer erzählen, aber ich musste warten, bis Sie alt genug sind. Nur werden Sie möglicherweise dafür nie erwachsen genug sein.«
Abulurd strich mit der Hand durch sein dunkelbraunes Haar, auf dem, genau wie bei seinem Großvater, zinnoberrot Glanzlichter schimmerten. Auch hatte der junge Mann das gleiche ansteckende Lächeln wie Xavier und die gleiche einnehmende Art, Menschen anzuschauen. »Ich bin stets an allem interessiert, was Sie mir vermitteln können, Oberkommandierender.«
»Mit manchen Erkenntnissen kann man sich nicht so leicht abfinden. Aber Sie verdienen es, Bescheid zu wissen. Was Sie danach damit anfangen, ist Ihre Sache.«
Abulurd blinzelte erstaunt. Das Suspensorrestaurant hielt mit seiner Seitwärtsbewegung inne und schwebte nun an einer vom Wasser geschwärzten Steilwand hinab, sank hinunter zur See und den Wogen, die gegen das Ufer anrollten.
»Es ist eine wirklich schwierige Angelegenheit«, fügte Vorian hinzu, nachdem er einen langen Seufzer ausgestoßen hatte. »Am besten trinken wir aus.« Er nahm noch einen tiefen Schluck Rotwein, stand auf und griff sich vom Fenstersims die Dienstmütze. Pflichtbewusst folgte Abulurd seinem Beispiel, nahm ebenfalls die Dienstmütze und ließ sein halb volles Glas stehen.
Nach Verlassen des Restaurants erklommen sie einen gewundenen, gepflasterten Fußweg, der zurück zum Rand der Klippe führte. Dort blieben sie zwischen vom Wind geformten Sträuchern und Schwaden weißer Blumen stehen. Salziger Wind kam auf, und die Männer mussten die Dienstmützen auf dem Kopf festhalten. Vorian deutete auf eine Sitzbank, die von Hecken als Windschutz umgeben war. Unter dem freien Himmel wirkte die Weite der Küstenlandschaft und der See riesig, aber an diesem besonderen Ort empfand Vorian ein Gefühl der Privatsphäre und der Bedeutsamkeit.
»Es ist höchste Zeit, dass Sie erfahren, was tatsächlich mit Ihrem Großvater geschehen ist«, sagte Vorian. Er hoffte aufrichtig, dass der junge Mann die bevorstehenden Enthüllungen beherzigte, und zwar umso mehr, als seine älteren Brüder es nie getan hatten, sondern die offizielle Dichtung der unbequemen Wahrheit vorzogen.
Abulurd schluckte schwer. »Ich kenne die Akten. Ich weiß, dass er der Schandfleck meiner Familie ist.«
Vorian verzog das Gesicht. »Xavier war ein guter Mensch und einer meiner besten Freunde. Manchmal besteht die historische Überlieferung leider nur aus billiger Propaganda.« Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Ach, Sie hätten die Memoiren meines Vaters lesen sollen.«
Abulurd blickte ihn verwirrt an. »Sie sind der Einzige, der nicht auf den Namen Harkonnen spuckt. Ich ... ich habe eigentlich nie angenommen, dass er wirklich so schrecklich war. Immerhin war er der Vater Manions des Unschuldigen.«
»Xavier hat uns nicht verraten. Er hat niemanden hintergangen. Der wahre Schurke war Iblis Ginjo, und Xavier hat sich aufgeopfert, um ihn unschädlich zu machen, bevor er noch mehr Unheil anrichten konnte. Es waren die Taten des Großen Patriarchen sowie der verrückte Friedensplan der Elfenbeinturm-Kogitoren, die Serenas Tod zur Folge hatten.«
Zornig ballte Vorian die Hände zu Fäusten. »Xavier Harkonnen hat vollbracht, was kein anderer zu tun bereit gewesen war, und dadurch hat er zumindest unsere Seelen gerettet. Er verdient die auf ihn gehäufte Schmach nicht. Aber um des Djihads willen war Xavier bereit, jedes Los auf sich zu nehmen, selbst den Dolchstoß der Geschichtsschreibung in seinen Rücken. Er wusste, wenn ein solches Ausmaß an Verderbtheit und Verrat im Innersten der Djihad-Bewegung selbst aufgedeckt würde, müsste sich der heilige Kreuzzug in Skandale und Gezänk auflösen. Wir hätten den eigentlichen Feind aus dem Blick verloren.«
Während er Abulurd musterte, traten Tränen in Vors Augen. »Und die ganze Zeit hindurch habe ich geduldet, dass ... dass man meinen Freund als Verräter brandmarkt. Xavier war sich bewusst, dass der Djiahd vor der persönlichen Entlastung den Vorrang einnimmt, aber ich bin es überdrüssig geworden, um die Wahrheit zu kämpfen, Abulurd. Bevor sie nach Corrin abflog, hatte Serena uns eine Mitteilung hinterlassen. Sie wusste, dass sie höchstwahrscheinlich in den Tod ging, in den Märtyrertod. Darin erklärte sie, warum persönliche Empfindungen hinter der Sache zurückstehen müssen. Xavier vertrat den gleichen Standpunkt, ihn hat es nie geschert, ob er Orden erhielt, ob man zu seinen Ehren Denkmäler errichtete oder wie die Geschichtsschreibung ihn einstufen würde.«
Vorian zwang sich dazu, die Finger zu lockern. »Xavier wusste genau, dass die meisten Menschen nicht verstehen würden, was er getan hatte. Die Position des Großen Patriarchen war zu stark, er stützte sich auf die mächtige Djipol und auf Propagandaspezialisten. Jahrzehntelang bastelte Iblis Ginjo an seinem Mythos, während Xavier nur ein Soldat war, der so tapfer kämpfte, wie er konnte. Als er herausfand, was Iblis mit einer weiteren menschlichen Kolonie anzustellen beabsichtigte, als er den Plan entdeckte, den der Große Patriarch mit den Tlulaxa hinsichtlich der Organfarmen ausgeheckt hatte –, wusste er, was er tun musste. Die Folgen kümmerten ihn nicht.«
Voller Faszination, mit einer Mischung aus Betroffenheit und Hoffnung, beobachtete Abulurd ihn. Der Adjutant wirkte plötzlich wieder sehr jung.
»Xavier war ein großer Mann, der eine notwendige Tat vollbracht hat.« Vorian hob matt die Schultern. »Es kam zu Iblis Ginjos Sturz, die Organfarmen der Tlulaxa wurden geschlossen, ihre verdorbenen Forscher auf schwarze Listen gesetzt und in alle Welt verstreut. Und der Djihad erlebte eine Erneuerung, die die letzten sechzig Jahre leidenschaftlichen Ringens zur Folge hatte.«
Abulurd wirkte immer noch verstört. »Aber was ist mit der Wahrheit? Wenn Sie wissen, dass mein Großvater zu Unrecht der Niedertracht beschuldigt wird, warum haben Sie nie versucht, die Vorwürfe zu widerlegen?«
Vorian schüttelte traurig den Kopf. »Niemand wollte auf mich hören. Das Aufsehen, das ich erregt hätte, wäre als Störung empfunden worden. Noch heute würde es unsere militärischen Anstrengungen beeinträchtigen, wenn wir mit dem Finger aufeinander zeigen und Gerechtigkeit verlangen würden. Familien würden die eine oder andere Partei ergreifen, man würde Blutrache schwören ... Und währenddessen würde Omnius uns weiter bedrängen.«
Der junge Offizier schien mit dieser Erklärung keineswegs zufrieden zu sein, aber er sagte nichts dazu.
»Ich kann nachvollziehen, was Sie jetzt empfinden, Abulurd. Glauben Sie mir, Xavier hätte selbst niemals eine Revision der Geschichte zu seinen Gunsten angestrebt. Inzwischen ist viel, viel Zeit verstrichen. Ich bezweifle sehr, dass diese Dinge noch irgendjemand interessieren.«
»Mich interessieren sie sehr.«
Vorian bedachte ihn mit einem matten Lächeln. »Ja, und jetzt kennen Sie die Wahrheit.« Er lehnte sich auf der Sitzbank zurück. »Aber unser langer Kampf wird ausschließlich durch die dünnen Fäden des Heldentums und der Mythen zu einem gemeinsamen Anliegen. Die Überlieferungen um Serena Butler und Iblis Ginjo sind sorgsam ausgefeilt worden, und die Märtyrer-Jünger haben beide zu weit größeren Gestalten erhoben, als sie es jemals waren. Zum Wohl der Menschheit und für die Kraft des Djihad müssen sie unbefleckte Symbole bleiben. Gleiches gilt, obwohl er es nicht verdient, für den Großen Patriarchen.«
Dem jungen Adjutanten zitterte die Unterlippe. »Dann ... dann war mein Großvater also gar kein Feigling?«
»Ganz und gar nicht. Ich würde ihn als Helden preisen.«
Abulurd senkte den Kopf. »Ich werde auch nie ein Feigling sein«, schwor er und wischte sich Tränen aus den Augen.
»Das ist mir klar, Abulurd. Außerdem sollen Sie wissen, dass Sie für mich wie ein Sohn sind. Es hat mich stolz gemacht, Xaviers Freund zu sein, und ebenso bin ich stolz darauf, Sie zu kennen.« Vor legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht können wir dieses schreckliche Unrecht eines Tages rückgängig machen. Aber zuvor müssen wir Omnius vernichten.«